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Ausbildung? Wie wird man eigentlich Fotograf?

Das ist das schöne am Fotografenberuf: Die meisten Menschen, die erfolgreich als Fotograf arbeiten, werden nie gefragt, welche Ausbildungen, Qualifikationen und Abschlüsse sie haben. Die Qualität der Arbeit vermittelt sich durch das Portfolio und die Referenzen, und eine offizielle Ausbildung zum Fotografen ist deutlich weniger wichtig als in den meisten anderen Berufen.

Doch trotzdem oder sogar gerade deswegen ist es noch lange nicht egal, wo man fotografieren gelernt hat. Verschiedene Wege vermitteln unterschiedliche Fähigkeiten. Im folgenden werde ich mehrere Wege für die Ausbildung zum Fotografen beschreiben.
Wer sich für dieser Wege entschieden hat, für den wird es danach wichtig, sich mit dem konkreten Ausbildungs- oder Praktikumsstelle, bzw. der Schule, die ihn interessiert, auseinanderzusetzen.
Die Unterschiede sind, gerade weil Fotografen sehr unterschiedlich stark beschäftigt sind und sehr unterschiedlich arbeiten, enorm groß.

1.Klasssische Ausbildung
Noch immer gibt es die klassische handwerkliche Ausbildung im Ausbildungsbetrieb, verbunden mit dem Besuch einer Berufsschule und abschließender Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer.
Leider gibt es annähernd keine Reportagefotografen, Modefotografen oder gute Werbefotografen, die klassische Ausbildungen anbieten.
Fotogeschäfte und billige Passbildstudios dominieren in diesem Ausbildungsweg und es kann schnell passieren, das man als Auszubildender fotogragisch nicht weiterkommt. Das muss nicht so sein, ist aber oft so. Daher ist es für Leute, die diesen Weg gehen wollen, umso wichtiger, sich den Betrieb bzw. Fotografen genau anzugucken, sich zu Fragen, ob dort überhaupt interssante Arbeit passiert, und sich dann kundig zu machen, wie der Tagsablauf der Auszubildenden in der Regel sein wird, und wieviel man bei Fotoshootings dabei ist.

2.Praktikum und Assistenz

Das Wort Praktikum klingt oft “schlechter” als Ausbildung, ist es aber auf dem Weg zum Fotografen nicht unbedingt.
Vorteil von Praktika ist es, dass viele gute Fotografen so etwas anbieten. Man hat eine viel größere Auswahl, als wenn man eine klassische Ausbildung machen will. Und man muss nicht die ganze Zeit bei einem Fotogafen bleibne, sondern kann verschiedene Praktika bei unterschiedlichen Fotografen nacheinander machen, um sich bei allen das beste abzugucken. Trotzdem gibt es natürlich auch hier riesige Unterschiede.
Folgendes solltet ihr im Hinterkopf haben:
Viele Fotografen, auch viele richtig gute Fotografen, haben leider kaum Jobs. Auch gibt es viele Fotografen (das erkennt ihr oft schon auf deren Websites), die als Reportagefotografen für Zeitschriften weltweit unterwegs sind und kaum an ihrem Wohnort arbeiten, und die Euch daher oft nicht mitnehmen können zu ihren Shootings.
Daher ist es, gerade für ein erstes Praktikum, am besten, einen Fotografen zu finden, der viele Shootings an Eurem Heimatort hat, wo ihr dabei sein könnt.
Fragt die Fotografen bei Euren Bewerbungsgesprächen, wie viele Shootings Sie so ungefähr in den letzten ein oder zwei Monaten hatten, bei denen ein Praktikant dabei gewesen wäre. Wenn es nicht viele waren, kann es trotzdem sein, dass ihr was lernen könnt – guckt dann aber umso kritischer.
Ein Praktikum bei einem Fotografen bei dem Ihr nur rumsitzt ist verschenkte Zeit.
Die meisten Praktika gehen wahrscheinlich ein paar Monate bis ein Jahr, und gerade wenn eine Fotograf Euch wirklich etwas beibringen möchte, machen kürzere Zeiten auch wenig Sinn. Denn erst wenn Ihr eine gewisse Routine habt im Umgang mit Licht und Laptop etc. und der Fotograf sich sicher auf Euch verlassen kann, könnt Ihr seine Assistenten ersetzen und bringt dem Fotografen etwas.

Neben den handwerklichen Dingen, die ihr im Praktikum lernt, solltet ihr den Vorteil schätzen lernen, dass ihr Kontakte in die Berufwelt bekommt. Ihr werdet je nach Fotografen neben Assistenten auch ArtDirektoren, Stylsten etc.kennenlernen, und das sind Leute, mit denen ihr, wenn Ihr irgendwann selbst als Fotografen arbeitet, wieder zu tun haben werdet. Hier Kontakte frühzeitig knüpfen zu können, schafft eine wichtige Basis.

Wer dann eine Weile mit Praktika verbracht hat, sollte Versuchen, Jobs als freier Fotoassistent zu bekommen.
Freie Fotoassistenten arbeiten Jobbezogen, also oft Tageweise, für mehrere Fotografen. Der große Vorteil hier ist für Euch, dass Ihr deutlich besser Bezahlt werdet als im Praktikum, und das ihr sehr konzentriert die technichen Abläufe und das Arbeiten verschiedener Fotografen (die ja oft sehr unterschieliche Arbeitsweisen haben), mitbekommt.

Einen Tipp noch zum Schluss: Wer auf der Suche nach einem Werbe- oder Modefotografen für ein Praktikum ist, sollte sich für die Fotografensuche mal die Seite des BFF (Bund Freier Fotodesigner) www.bff.de anschauen, auf denen sehr viele gute Fotografen zu finden sind.

3.Studium und private Fotoschulen.
Viele Leute lernen Fotografie auch an Fachhochschulen, Kunsthochschulen, Universitäten und privaten Fotoschulen.
Bei den meisten dieser Studiengänge werdet ihr Euch mit einer Mappe bewerben müssen.
Ein Grundlegender Unterschied zur Ausbildung und Praktika direkt bei Fotografen besteht hier darin, das konzeptionelles Arbeiten und die Auseinandersetzung über das handwerkliche hinaus hier eine viel größere Rolle spielt.
Ihr seit mit vielen anderen Studenten zusammen, könnt Euch gegenseitig pushen, und habt auch mehr Zeit für eigene Projekte.
Zwischen den Hochschulen, an denen ihr Fotografie lernen könnt, gibt es riesige Unterschiede, An vielen ist Fotografie nur ein Nebenfach im Bereich Freier Kunst oder Kommunikationsdesign, und ihr werdet ebenso viel Zeit mit Zeichnen oder anderen Dingen verbringen müssen.
Selbst, wenn Euch das nicht abschreckt, solltet Ihr Euch den Fotografiebereich genau angucken. Gibt es dort überhaupt Lehrkräfte, deren Fotos Euch zusagen. Wenn Ihr klassische Reportage- oder Werbefotografie lernen wollt, und die Lehrkräfte sind sehr Kunst-orientiert, werdet ihr mit den Seminaren oft nicht viel anfangen können.

2 Dinge sind hier besonders Sinnvoll anzugucken:
1.) Geht auf eine Jahres oder Diplom-Austellung, so etwas gibt es an Kunst- und Fotoschulen eigentlich immer. Guckt Euch an, was für Fotos da hängen, und fragt Euch, ob Euch die gezeigten Bilder interessieren. Wenn Ihr damit wenig anfangen könnt, wird es nicht Eure Schule sein. Versucht, wenn Ihr da seid, auch, mit den Studenten ins Gespräcjh zu kommen, und sie zu fragen, wie die Ausbildung dort ist.
2.) Recherchiert nach den Lehrkräften: Optimal ist ein Studium dann, wenn es einen Professor gibt, dessen Bildsprache ihr schätzt, und an dem Ihr Euch orientieren könnt. Schaut einfach mal, wer da unterrichtet, googlet die Leute, und schaut, ob sie Bilder machen, die Euch interessieren.

Sehr gut ist es, wenn Ihr Euch vor Eurer Bewerbung mit den Professoren persönlich trefft, was auch oft möglich ist. Dann könnt Ihr Euch vielleicht schon vorab ein Feedback zu Euren Fotos abholen, und erfahren, was Ihr gerade auch in Hinblick auf Eure Bewerbung noch machen solltet. So eine Gespräch, nachdem der Professor Euch schon mal gesehsen hat, soll die Chance, genommen zu werden, deutlich erhöhen.

4.Autodidakten/Quereinsteiger
Als Autodidakt in die Fotografie einzusteigen, war früher, als es noch nicht so viele Ausbildungswege gab, der am stärksten verbreitete – und auch heute machen das wieder viele Menschen.
In der traditionellen Werbefotografie und Reportagefotografie ist das sicherlich heutzutage eher selten, aber in den letzten Jahren haben sich Bereiche gezeigt, in denen neben hauptberuflichen Fotografen auch Amateure Geld verdienen. Und die dann teilweise einen Umstieg in die hauptberufliche Fotografie versucht haben.
Von der Sache her wäre das sicherlich in der Stockfotografie gut möglich. Jedoch ist genau dies ein Bereich, in dem immer weniger Geld verdient wird, und wo es immer weniger Leute gibt, die davon überhaupt leben können.
Ähnliches sieht man im Bereich Tageszeitungen, wo teilweise nach Amateueren gesucht wird – allerdings hier auch so schlecht bezahlt, dass man davon niemals wird leben können.
Weiter gibt es natürlich Hochzeitsfotografen, die zuerst im Freundeskreis angefangen haben, dort häufiger fotografiert haben, und später auch von mehr Leuten gefragt und zunehmend dann auch Geld genommen haben.
In den Bereichen Werbefotografie (für Werbeagenturen) und hochwertige Reportagefotografie haben es Quereinsteiger äußerst schwer.
Am ehesten möglich sind Quereinstiege von Leuten, die bereits gute Kontakte in einigen (nicht primär fotografischen) Berufszweigen haben, und die sich dort als Fotograf etablieen können.

Angebot für ein Fotoshooting schreiben

Bevor Ihr als Fotograf einen Auftrag bekommt, werdet Ihr nach Euren Preisen gefragt werden.
Doch einfach nur zu sagen, wieviel Geld Ihr für Eure Fotos haben wollt, führt schnell zu Missverständnissen.
Denn bei der Abwicklung von Fotoaufträgen gibt es vieles, was geklärt werden muss. Da es hierbei zwischen Anfängern und Ihren Auftraggebern oft Missverständnisse gibt, halte ich es für sehr wichtig, alles besprochene und alles andere wichtige Euren Kunden schriftlich zukommen zu lassen.
Ihr erstellt also ein Angebot für Euer Fotoshooting, dass von Eurem Auftraggeber bestätigt werden sollte.

Natürlich muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich kein Anwalt bin, dies keine Rechtsberatung ist, und ich hier lediglich darstelle, wie ich meine Angebote gestalte und warum ich das so mache:

Ich kopiere mal ein Beispielangebot hier hin, und erkläre, warum die einzelnen Punkte wichtig sind:

1. Hier wird beschrieben, um was es geht. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte hier der Ort des Shootings genannt werden. Es macht nämlich für Euren Aufwand einen Unterschied, ob der Kunde zu Euch kommt, Ihr zu Ihm, Ihr ein externes Fototudio benötigt oder Euch draußen im Park trefft.

2.) Hier wird der Zeitraum genannt, in dem das Angebot gilt. Ich schreibe bei ersten Angeboten häufig so etwas wie “Oktober” oder “Herbst” hin, um klarzustellen, dass das Angebot nicht für immer gültig ist. Habt Ihr bereits einen konkreten Termin besprochen, sollte dieser an dieser Stelle genannt werden.

3.) Nutzungsrechte sind vielleicht das häufigste Konfliktthema zwischen Fotografen und Ihren Kunden. Um Probleme zu vermeiden, müsst Ihr die Nutzungsrechte benennen.
Im Beispielangebot werden dem Kunden sehr viele Nutzungsrechte eingeräumt.
-Neben einfachen Nutzungsrechten gibt es ausschließliche Nutzungsrechte – wenn Ihr die vergebt, darf nur Euer Kunde die Bilder benutzen – Ihr dürft Sie dann weder selbst noch einmal weiterverkaufen noch Sie z.B. für Eure Website benutzen.
-Die Medien können auch einzelne genannt werden, z.B. “Verwendung: Internet” oder “einmaliger Abdruck in Zeitschrift XXX” habe ich auch schon geschrieben.
– Man kann die Nutzungsrechte auch zeitlich Einschränken (z.B. für ein Jahr)
Insgesamt ist es so, dass gerade bei größeren Werbekampagnen, die in Zusammenarbeit mit Werbeagenturen entstehen, die Nutzungsrechte oft für einzelne Medien und engere Zeiträume vergeben werden.
Zusätzlich trennen viele Fotografen Ihr Honorar oft in Ihr Grundhonorar und das Zusatzhonorar für die Nutzungsrechte.

4.) Wenn ich Fotos zum Download bereitstelle, muss ich keine CD brennen und spare mir Arbeit. Ferner ist hier geklärt, dass der Kunde jpgs bekommt, und keine tifs oder gar Raw-Dateien.

5.) Hier sind meine LEistungen im einzelnen mit den dazugehörigen Preisen genannt.
Je nach Auftrag kann hier noch einigesdazukommen, z.B. Assistenten, Hair&Make-Up-Leute, Studiomiete, Equipmentmiete, extra Nutzungsrechte, Models etc.

6.) Wenn Ihr als Kleinunternehmer arbeitet, muss hier natürlich nichts von der MwSt stehen, sondern evt. ein Verweis, dass Ihr Kleinunternehmer seid

7.) Der Verweis auf die AGBs ist einer der wichtigsten Punkte in meinem Angebot. Beispiel-AGBs gibt es z.B. beim Fotojournalisten-Verband Freelens. In den AGBs sollten, um nur mal ein paar Möglichkeiten zu nennen, folgende mögliche Probleme geklärt sein.
-Wenn der Kunde unzufrieden ist, darf er einfach nicht bezahlen und seine Unzufriedenheit erst nach 3 Monaten kundtun
-in welchem Zeitraum muss bezahlt werden
-was passiert, wenn Ihr 3 Stunden auf den Kunden warten müsst
-wer ist verantwortich, wenn Ihr z.B. einen Kunstgegenstand mit abgelichtet habt, kein Property-Release hattet, und der Künstler klagt.
Wenn Ihr keine guten AGBs habt, kann es passieren, dass Ihr die Verantwortung für Probleme habt, an die Ihr vorher nicht gedacht hattet.

Nun ist es ja oft so, dass ihr erstmal im Gespräch alles geklärt habt. Ist es dann nicht komisch, so ein Angebot hinterherzuschicken?
Nein, ist es nicht. Auch Euer Kunde kann sich nicht immer an alles, was Ihr besprochen habt, erinnern.
Ihr könnte das Angebot z.B. in einer Mail schicken mit einem Satz wie “Sehr geehrte Frau XXX, zuerst einmal möchte ich mich für das Gespräch bedanken. Ich habe alle besprochenen Punkte noch einmal in einem Angebot aufgeschrieben und würde mich über Ihre Bestätigung freuen.

Was tun, wenn alles sehr schnell ging und Ihr im Prinzip ja schon eine mündliche Bestätigung habt?
In diesem Fall habe ich auch schon statt einem Angebot direkt eine Auftragsbestätigung rausgeschickt. Die sieht fast genauso aus, mit dem Unterschied, dass oben statt “Angebot” halt “Auftragsbestätigung” steht